Konsumption 6

Wie kann man nur? Mit (gutem) Gewissen Fleisch kaufen

Verwertung und Transparenz beim Fleischkonsum

Fleischkonsum ist ein sehr kontroverses Thema. Einerseits gibt es eine lange Tradition in der sich diverse Fleischgerichte herausgebildet haben und heute so etwas wie ein immaterielles Kulturerbe sind. Dies kann für einige auch ein Teil ihrer Identität sein. In Schwaben sind das beispielsweise die Maultaschen oder im Rheinland der Sauerbraten. Auch Mett und Leberkäse sind verbreitete Standard-Zwischenmahlzeiten geworden. Dem Gegenüber stehen sich häufende Skandalmeldungen in Form von Reportagen, Studien und weiteren Berichten, die die aktuell unwürdigen Produktionsverhältnisse für Mensch, Tier und Umwelt feststellen.

Was kann man tun? Die Fleischproduktion verbieten? Eine Fleischsteuer einführen? Oder schauen wir einfach darüber hinweg und genießen unser Wassersteak aus dem Discounter-Niedrigpreissegment?

Die aktuell beste Option für Fleischkonsum mit Gewissen stellt die heutige Konsumption vor.

Da es im Fleischhandel sehr vieler Zwischenschritte und Zutaten bedarf, ergibt sich ein sehr verzweigtes Problemgemenge. Bei der Recherche wusste ich kaum mit welchem Problem ich mich zuerst auseinandersetzen sollte. (Deshalb verweist die heutige Konsumption häufig auf ergänzende externe Texte, um möglichst viele Bereiche des Gesamtbilds abzudecken.) Auf alle Probleme und jede Tierart angemessen einzugehen, würde den Rahmen unseres Formats bei weitem sprengen.  So betrachten wir ausführlicher ganz allgemeine Probleme, die bei jedem Fleischkauf auftreten um die Konsumoption am Ende im Fokus behalten zu können.

Wenn es um Fleisch geht, geht es immer auch um Tiere. Und diese sollen in ihrem Leben bis wir beginnen sie zu essen ein angemessenes Leben haben. Seit der stückweisen Abkehr vom Fallenstellen und Jagen (mit dem Beginn der Viehhaltung) bestimmen Menschen nicht nur über das Lebensende, sondern zusätzlich über das gesamte Leben der Tiere. Von den Haltern hängt alles ab. (Menschen bestimmen die Umwelt in der die Tiere leben sollen.) Von Morgens bis Abends. Von Befruchtung bis Tod.

Verantwortung Tierwohl

Mit großer Macht kommt große Verantwortung. Mit dem Versprechen von beständiger Verfügbarkeit über nicht-vegane Produkte, setzte auch ein riesiger Verantwortungsanstieg mit ungeahntem Überforderungspotential für die gesamte Ernährungsgemeinschaft ein. Bis heute wird diskutiert, wie die Haltung von Tieren angemessen auszusehen hat. Zusammengefasst wird der gemeinsame Anspruch an die Viehhaltung unter dem Begriff Tierwohl.

Doch was bedeutet das konkret? Auf der Website des Bundesinformationszentrum für Landwirtschaft findet sich folgende Erklärung.

„Tierwohl – was heißt das konkret?

Eine genaue, allgemein akzeptierte Definition gibt es aber nicht. Allgemein geht man von drei wesentlichen Punkten aus, die für das Tierwohl entscheidend sind: die Gesundheit und das Wohlbefinden der Tiere sowie die Möglichkeit, ihren natürlichen Verhaltensweisen nachzugehen. Grundlage vieler Bewertungssysteme für das Tierwohl ist das Konzept der „5 Freiheiten“: Die Tiere sollen unter anderem frei von Hunger und Durst, von Schmerz, Verletzungen und Krankheiten sowie von Angst und Stress sein“- [Q1]

Soweit der Anspruch an die Fleischindustrie. Doch wie schlägt sich die Ernährungsindustrie in Deutschland mit der Umsetzung? Leider häufig miserabel. Die Praxis wird immer wieder bei ihrem brutalen Verhalten ertappt.

Verrücktes Richter und Henker-Spiel

Immer wieder führt die Aufdeckung von Gesetzesverstößen in der Fleischindustrie zu einem Ausbruch großer öffentlicher Empörung. Anschließend wird diskutiert wie der Anspruch an die Fleischindustrie ermöglicht werden kann. Eine problematische Behauptung steht dabei meist der eigentlichen Frage, wie sich tiergerechte Aufzucht und Tötung organisieren lässt, im Weg. Die Analyse über den aktuellen Fleischkonsum ergibt immer wieder die folgende Schlussfolgerung: „Die KundIn ist zufrieden mit den Umständen, schließlich wird das Fleisch (überwiegend aus Massentierhaltung) gekauft.“ Und „Die KundIn greift zumeist zu dem günstigsten Produkt, also möchte er so wenig Geld wie möglich für sein Fleisch ausgeben.“ Während also die Konsumentenseite, schlechte Arbeit der Fleischindustrie bemängelt, entsteht ein Bild, dass den KonsumentInnen die gesamte Macht über die Legitimierung dieser Probleme  verleiht. Das ergibt ein seltsames Gesamtgefüge in dem grob gesagt Tiere getötet werden und erst danach entschieden werden soll ob der Tod in Ordnung ist.

Denn die KundIn, die in den seltensten Fällen eine ExpertIn auf dem Gebiet der Fleischindustriellen Arbeit ist, soll jetzt an der Theke entscheiden, welches Tier wie gut gelebt hat und wie regional das Fleisch erzeugt wurde.

Beweislage ungeklärt

Zunächst einmal ist die Anklage nicht vorgebracht und der Richter benötigt einen Staatsanwalt, der die Anklage gegen die Fleischprodukte erhebt, denn sie befinden sich eingeordnet unter vielen anderen weniger Verdachtserregender Produkte in einem Supermarkt, wie Brot oder Marmelade. Dann wird die schwere Ermittlungsarbeit eingeleitet. Alle Fleischangebote müssen befragt und mit Recherchen durch etwaige Hintergrundinformations-Links auf den Verpackungen untersucht werden.

Zur Auswahl an Beweismitteln stehen ihnen außerdem ein paar nette Label zur Verfügung, die alle tolle Sachen versprechen, doch ganz unterschiedliche Bedingungen enthalten. Neben vielen Siegelvergleichsseiten, wie Label-online.de, werden immer neue Siegel geschaffen, die der KonsumentIn helfen soll.

Menschengemachter Lebensraum

Das neue verbreitete Label „Haltungsform“ soll in vier Stufen (1 = gesetzlicher Mindeststandard, 2, 3, 4) einen einfachen Überblick ermöglichen. In einem WDR-Test wurden Passanten befragt was sie unter den Stufen erwarten. Stufe 3 „Außenklima“ sorgte für besonders große Irritationen. Der Begriff suggeriert, dass sich die Tiere in einem Außenbereich aufhalten können.  Als den PassantInnen erklärt wurde, dass ein im Stall angebrachtes Fenster diese Stufe rechtfertigen kann, machte sich Verwunderung breit. Dabei ist Stufe 3 die Stufe mit den zweithöchsten Anforderungen. Denn die Reihenfolge der Stufen wurde genau entgegengesetzt zu der seit langem etablierten Eier-Kennzeichnung (mit 0 = Bio, 1, 2, 3) angelegt. Das sorgte auch bei den PassantInnen zu Verwirrungen in der Bewertung. Einige gingen von Stufe 1, als höchste Qualitätsstufe aus, welche gerade einmal die gesetzlichen Mindeststandards verspricht. (Den ganze Beitrag des WDR findest du hier.)

Ob mit Siegel oder ohne eine Frage bleibt offen: Was wurde aus dem Rest des Tiers, welches ich gerade kaufe? Wenn ich z.B. ein Steak kaufe, kaufe ich nur ein Stück Fleisch und nicht das ganze Tier. Im konventionellen Einzelhandel können KonsumentInnen bestimmte Fleischstücke in der Regel nur einzeln erwerben. Doch Rinder o.a. gibt es in der Zucht nur als ganzes Tier.

Quellen stehen am Ende 😉 [Q9]

Das Problem ergibt sich vom Ansatz her. Wenn 7 [Beispiel aus dem Bild] stärker nachgefragt ist als 11 bleibt sehr viel 11 übrig, welches weniger nachgefragt ist. Durch den Einzelstückkauf im Handel ergeben sich Stücke die übrig bleiben, doch das weiß der Anbieter erst wenn es schon auf der Theke auslag.

Ungeheuerliche Logi(sti)k

Der indirekte Vertrieb von tierenthaltenden Produkten, wie Fleisch, führte zu unangenehmen Konsequenzen für die gezüchteten Tiere. Durch die Unübersichtlichkeit im Supermarkt für KonsumentInnen greifen diese in aller Regel zum günstigsten Produkt. Um ihre Ware an den Mann zu bringen versuchen Unternehmen in der Fleischindustrie vor allem an einem zu sparen: Kosten durch vielseitigen Aufwand. Zuchtschritte bis zur Schlachtung werden mittlerweile von wenigen hochspezialisierten Unternehmen verrichtet. Diese befinden sich mit ihren riesigen Anlagen zum Teil weit verstreut. Die Tiere werden lebendig transportiert. Von Ort zu Ort. Für Tiertransporte gelten Gesetze, die häufig nicht gehalten werden. Der Bericht „Geheimsache Tiertransport“ [Q3] zeigt die Schattenseiten der hochspezialisierten Mast und den internationalen Handel mit lebendigen Tieren als Ware.

Die Albert-Schweizer-Stiftung fordert, wie auch andere Organisationen, schärfere Gesetze für Tiertransporte:

„Der Wissenschaftliche Ausschuss für Tiergesundheit und Tierschutz (AHAW) der Europäischen Behörde für Lebensmittelsicherheit (EFSA) hat folgende Gefahren und Probleme rund um den Tiertransport zusammengetragen:

  • Einschränkung der Bewegungsmöglichkeit (zu wenig Platz und/oder zu geringe Laderaumhöhe)
  • Plötzliche Fahrbewegungen durch Bremsen, Beschleunigen und Kurven
  • Auseinandersetzungen mit unbekannten Artgenossen
  • Eingeschränktes Ausruhen
  • Zu hohe oder zu niedrige Umgebungstemperaturen (Überhitzung, Kälteschäden, Tod)
  • Mangelnde Belüftung
  • Verlängerte Transportdauer durch Wartezeiten
  • Geburten beim Transport
  • Verletzungen wie Abschürfungen, Knochenbrüche und Prellungen
  • Stress und Angst
  • Dehydrierung und Hunger durch unregelmäßige oder unzureichende Fütterung und Wasserversorgung bzw. durch die Nichteinhaltung gesetzlicher Vorgaben
  • Tod“

„Da sich Großschlachtbetriebe immer mehr zentralisieren und monopolisieren, werden die Distanzen zwischen Haltungsbetrieb und Schlachthof immer größer. Der nationale und internationale Schlachtmarkt ist fest unter den großen Betrieben aufgeteilt. Kleine und regionale Schlachtbetriebe haben in vielen Fällen aufgegeben oder arbeiten im Nischenbereich.“

„Bei den Kontrollen im Jahr 2015 wurden in Deutschland insgesamt etwa 5.000 Verstöße beim Transport von Rindern, Schweinen, Geflügel, Schafen und Ziegen festgestellt. Bei den Rindern betrafen die meisten Verstöße (insgesamt fast 60 %) die Transportfähigkeit“

Die Albert-Schweizer Stiftung fordert konkret:

  • „Zeitliche Begrenzung der Tiertransporte innerhalb Europas auf maximal acht Stunden (zuzüglich maximal 2 Stunden Ladezeit)
  • Verbot der Langstreckentransporte (über 8 Stunden)
  • Zeitliche Begrenzung der Tiertransporte innerhalb Deutschlands auf maximal vier Stunden (zuzüglich maximal 2 Stunden Ladezeit)“

[alles Q4]

Es gibt ganz praktische Probleme für die Einhaltung der Gesetze, wie z.B. durch Stau auf der Autobahn, welche die Transportdauer verlängern. Warum werden die Tiere transportiert und nicht das geschlachtete Fleisch? Wozu dieses Leid? Letztlich bleibt Lebendtransport Stress für die Tiere! Sie sollten nur bei medizinisch notwendigen Maßnahmen genutzt werden. Das Fleisch zu transportieren wäre die bessere Alternative. Weniger LKW könnten mehr Ware transportieren, denn Fleischstücke lassen sich besser stapeln.

Sojaschnitzel für Carnivore

Zusätzlich zu den problematischen Tiertransporten wird häufig auch das Futter, häufig Soja, extra per Schiff oder LKW importiert, wodurch der CO2-Abdruck unglaubliche Dimensionen annimmt. Indem Ackerflächen für Nahrung und nicht für Tierfutter ver(sch)wendet wird, könnte weltweiter Hunger effektiv bekämpft werden.

Ein weiterer Aspekt, der vielen Kunden in Deutschland nicht bewusst ist: die Herkunft der Futtermittel. Ein Teil einer Bullenmastration besteht aus Sojaschrot und wird aus Lateinamerika, vor allem Brasilien, Argentinien, Paraguay und Bolivien angekauft. „Dieses Sojaschrot ist meist gentechnisch verändert, wurde in Monokultur unter hohem Einsatz von Pestiziden angebaut und hat in den jeweiligen Ländern die Rodung zahlreicher Wälder und die Umwandlung von Grasland zu Ackerland zur Folge“, erläutert WWF-Mann Wolter. [Q5]

Für alle, die diese Probleme vermeiden möchten, präsentiert die heutige Konsumption eine gute Alternative: Kaufnekuh.de

Wer nicht ausschließlich vegetarisch kochen oder zu Fleischersatz Produkten greifen will, aber den Problemen Intransparenz und der Verschwendung von Tierteilen entgehen möchte, sollte jetzt aufpassen. Kauf ne Kuh ist deine Alternative. Das Erfolgsrezept Crowdbutching verhindert, dass Tierteile auf der Ladentheke ungenießbar werden. Tiere werden nicht für die Müllentsorgung getötet und auch kleinere Öko-Bauern können leichter ihre Tiere an den Konsumenten vermarkten.

KaufneKuh schreibt auf ihrer Website im FAQ-Bereich: „ Unser Ausgangspunkt ist nämlich, dass im Fall von Kaufnekuh.de die komplette Kuh – vom Kopf bis zum Schwanz – verwendet wird und nichts von dem edlen Tier verloren geht.“

Neben dem Versprechen innerhalb von maximal vier Wochen das Paket geliefert zu bekommen, lässt sich dieses auch teilweise anpassen indem du die Möglichkeit hast, dir deine Kaufnekuh-Würste, Kaufnekuh-Burger und das Kaufnekuh-Hakk selbst in deinem Paket zu kombinieren.

Da die Kuh ganzheitlich verwertet wird, lässt es sich nicht komplett individuell zusammenstellen.

Die Bauernhöfe der Bauern befinden sich in einem Radius von maximal 1,5 Stunden zum jeweiligen Schlachthof.

Was passiert mit dem Rest der Kuh – den Innereien, Knochen, etc.?

Die Kuh wird ganzheitlich verwertet: die Häute gehen an Gerber, die Knochen werden zu Leim verarbeitet und die Innereien werden von einem Tierfuttermittelhersteller genutzt. Bei Verfügbarkeit können dir sogar Knochen in dein Paket gepackt werden, wenn du möchtest.

Nicht nur Kühe, auch Hühner, Schweine und um die Weihnachtszeit Gänse können über die zugehörigen Websites Kaufeinschwein.de, kaufeinhuhn.de und kaufnegans.de bezogen werden.

Wegweiser: 

→ Hier gehts direkt zur Startseite von kaufnekuh.de.

→ Jetzt kannst du dein Paket selbst zusammenstellen.

 

Jetzt ohne Aufwand Gut Konsumieren. Heute mit Johannes.

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